Fußball „So spät… !!!“
Ex-Schiedsrichter Gräfe empört mit Kritik an Schumacher-Coming-out
| Lesedauer: 3 Minuten
Von Laura Wolf
Redakteurin im Sport-Kompetenzzentrum Axel Springer
Mit einem Instagram-Post macht Ralf Schumacher die Liebe zu seinem Partner Étienne bekannt. Der Zuspruch ist enorm, auch Sohn David zeigt seine volle Unterstützung. Dennoch kritisiert Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe den Zeitpunkt der Veröffentlichung.
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Ralf Schumachers Coming-out schlägt weiterhin hohe Wellen. Am Wochenende hatte sich der 49-Jährige in einem Instagram-Post Arm in Arm mit seinem Lebensgefährten Étienne gezeigt und seine Homosexualität öffentlich gemacht. Das Schönste im Leben sei, wenn man den richtigen Partner an seiner Seite habe, mit dem man alles teilen könne, schrieb er.
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Der Zuspruch war enorm – „Ralf & Étienne sind überwältigt von den vielen tollen, weltweiten Rückmeldungen, damit hätte wirklich keiner gerechnet“, teilte ein Sprecher der Familie mit. Auch Schumachers 22-jähriger Sohn richtete emotionale Worte an seinen Vater: Er stehe uneingeschränkt hinter ihm.
Doch nicht alle Reaktionen waren so positiv. Der ehemalige Bundesliga- und Fifa-Schiedsrichter Manuel Gräfe reagierte unter einem X-Post des Online-Portals „ran“ mit dem Titel „Was für ein unfassbar starker und mutiger Schritt! Liebe ist für ALLE da!“ mit Kritik. „Nein, Jahre zu spät und vorher unter falschen Voraussetzungen geheiratet. Ehrlichkeit von Anfang an wäre der richtige und aufrichtige Weg.“ Einige Personen hätten bereits während Schumachers aktiver Karriere von dessen Homosexualität gewusst, so Gräfe. Ralf Schumacher war mit Cora Schumacher verheiratet, das Paar ist seit vielen Jahren getrennt.
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Schumacher war früher erfolgreicher Rennfahrer. Er startete in 180 Formel-1-Rennen, sechs davon beendete er als Sieger. 2001 und 2002 wurde er WM-Vierter, in beiden Jahren gewann sein Bruder Michael Schumacher den Titel, 2007 hörte er in der Formel 1 auf. Von 2008 bis 2012 fuhr er noch in der DTM, 2013 gab er das Ende seiner Fahrer-Karriere bekannt. Schumacher engagierte sich in Nachwuchsrennserien als Teamchef und förderte dabei auch die Karriere seines Sohnes David.
„Wenig ermutigend und sehr belehrend“
Für Gräfes Kommentar hagelte es viele negative Antworten, der 50-Jährige löschte ihn daraufhin. Später meldete er sich aber erneut mit einem Statement: „Wer bestreitet, dass es wichtig und richtig ist… Es geht nur darum, zu ermutigen nicht erst nach der Karriere und so spät… !!! Nicht mehr und nicht weniger! Verstehe nicht, wie man das kritisieren kann … Leben und leben lassen gilt es zu stärken. Aber früh und ehrlich wäre besser.“
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Doch auch auf diese Erklärung hin warfen ihm die Kommentatoren wenig Feingefühl und Verständnis vor – schließlich sei er selbst nie in Schumachers Lage gewesen. „Aus meiner Sicht ist Ihre bisherige Wortwahl wenig ermutigend und sehr belehrend – bei etwas, wovon Sie wahrscheinlich eher wenig Ahnung haben“, heißt es dort etwa.
Während der EM hatte Gräfe für Aufsehen gesorgt, als er gegen Felix Zwayers Nominierung für das Halbfinale wetterte. Zwayer wurde im Jahre 2005 im Zuge eines Wettskandals für sechs Monate vom DFB-Sportgericht gesperrt. „Uefa Ref-Kommission bekam das, was nicht sein musste, aber sehenden Auges passieren musste: Eine Schiedsrichter-Diskussion! Als ob es in ganz Europa keinen anderen gegeben hätte. Ein Schlag für alle integren und besseren Refs und so unnötig wie ein Kropf…C‘est la vie“, schrieb Gräfe nach dem Spiel bei X.